Wie würdest du dich fühlen, wenn…
- du dich von Abfällen ernähren müsstest,
- du auf der Suche nach Essen getreten und vertrieben würdest,
- du dir bei deiner Nahrungssuche immer wieder Verletzungen zuziehen würdest,
- du Nachwuchs bekommen müsstest, obwohl du selbst nie genug zu essen hast,
- man dich immer wieder von deinen Ruheplätzen verscheuchen würde,
- wenn du keinen Schlafplatz finden würdest,
- und sich niemand für deine Not interessieren würde?
Nicht so gut, oder?
Würde ein Mensch uns seine Lebenssituation so beschreiben, würde das unser Mitgefühl wecken und wir würden (wahrscheinlich) versuchen, ihm zu helfen. Es wäre für uns kaum vorstellbar, dass ein Lebewesen so (über)leben kann.
Und doch beschreibt es das tägliche Leid unserer Stadttauben…
In der Innenstadt von Münster gibt es ca. 2.500 Stadttauben. Sie leben und leiden mitten unter uns:
Fressen aus Hunger Pommes, Kuchenkrümel in Hundekot, vergammelten Fisch… und manchmal auch Erbrochenes, werden von Spikes aufgespießt und sterben langsam in Klebefallen, haben einen angezüchteten Brutzwang, der (im Gegensatz zu Wildtauben) leider nicht vom Nahrungsangebot beeinflusst wird.
Sie werden von Luftgewehrgeschossen und Pfeilen (kein Witz!) durchbohrt, Menschenhaare oder Plastikschnüre wickeln sich um ihre Füße und lassen diese verkrüppeln und absterben, bei ihrer täglichen, kräftezehrenden Futtersuche werden sie von Kindern gejagt und aufgescheucht und immer wieder sind sie Opfer von Vorurteilen und Unwissen (Krankheiten, Kot etc.). Nirgendwo sind sie willkommen.
Dabei sind es eigentlich Haustiere – wenn auch über Generationen verwilderte. Stadttauben oder auch Straßentauben genannt sind die Nachkommen der Haustaube, einem Haustier, das der Mensch vor Jahrtausenden aus der Felsentaube gezüchtet hat. Wer einen Stadttaubenschwarm einmal genau betrachtet, wird dort immer wieder „bunte Vögel“ entdecken. Diese hübschen Vögel entstehen, wenn sich Hochzeits- und Zuchttauben unter die Schwärme mischen und verpaaren.
Auch Brieftauben, die ihren Heimweg nicht mehr finden, schließen sich oft den Stadttaubenschwärmen an und vergrößern diese dadurch. Somit und durch den angezüchteten Brutzwang werden es immer mehr Tauben in den Städten, der Ärger der Bevölkerung und das Leid der Tiere wächst – und gleichzeitig fühlt sich niemand zuständig.
Der Alltag unserer Stadttauben ist geprägt von Hunger, Schmerz und Leid.
Kann das tierschutzgerecht sein?



